Cheng Gu

Gu Cheng, geboren am 24. 9. 1956 in Peking als Sohn des Lyrikers Gu Gong und der Schriftstellerin und Film- und Theaterkritikerin Hu Huiling. Im Rahmen der allgemeinen Intellektuellen-Verfolgung während der Kulturrevolution wurde Gu Gong 1969 mit seiner Familie “aufs Land verschickt”. Die seit Beginn der Kulturrevolution unterbrochene Schulausbildung versuchte Gu Cheng durch wiederholte Lektüre des “Cihai”, des chinesischen Brockhaus, autodidaktisch fortzusetzen. In der Verbannung, die auch eine Verbannung von den Büchern war, führte ihn das Buch “Bilder aus der Insektenwelt” von Henri Fabre (1823–1915), das als einziges der Konfiszierung entgangen war, aus der unsicheren und bedrohlichen Welt der Erwachsenen in die reiche und doch überschaubare Welt eines harmonischen Mikrokosmos, die in Gu Chengs Lyrik nachklingt. In einem Schweinekoben versteckt, schrieb er unter Anleitung des Vaters erste Gedichte, die jedoch verbrannt werden mußten, um für den Autor nicht zu einer Gefahr zu werden: Das Schreiben von Gedichten galt während der Kulturrevolution als Akt bürgerlicher Reaktion oder sogar konterrevolutionärer Agitation und konnte schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen. 1974 kehrte Gu Cheng nach Peking zurück, schlug sich als Gelegenheitsarbeiter durch, beschäftigte sich mit den Theorien des Marxismus, in denen er zeitweilig eine geistige Heimat fand, sowie mit den künstlerischen und literarischen Traditionen ...